Von Bürokratie, Demografie und Klimakrise


Impressionen vom Neujahrsempfang 2023

Neues Jahr, neuer Raum: Um die Stehplatzanzahl so gering wie möglich zu halten, hatte Bürgermeister Klaus Detlev Huge (SPD) nicht mehr in die Aula der Michael-Ende-Schule, sondern in die Ohrenberghalle zum Neujahrsempfang eingeladen. Und so konnten rund 400 Gäste sitzend sowohl dem Bläserensemble des Musikvereins Langenbrücken lauschen als auch den Ansprachen.

Impressionen vom Neujahrsempfang 2023

Mit launigen Worten, feiner Ironie und präziser Treffsicherheit hatte der Bürgermeister seine Neujahrsrede formuliert. Dabei blickte er nur kurz zurück. Seit dem letzten Neujahrsempfang seien nicht nur drei Jahre vergangen. „Nein, wir haben es auch einige Krisen später … Wir kennen den Nutzen von Masken, haben viel über das Lüften von Klassenzimmern gelernt und wir können jetzt Videokonferenz“.

Er sei „froh und dankbar“, dass die Ortsgemeinschaft sowie die Mitarbeiter im Rathaus sowohl während der Pandemie als auch in der schnellen Hilfe für die Geflüchteten aus der Ukraine und jetzt beim Thema Energiesparen sich so engagiert gezeigt haben. Für den Ausblick verwies er auf seine Haushaltsrede in der Gemeinderatssitzung diese Woche. Stattdessen ließ er die Gäste einen „kleinen Blick in das Innenleben einer Verwaltung“ werfen. Dabei ging er mit der staatlichen Bürokratie hart ins Gericht, sprach für „die lokale Ebene in Deutschland“, die bei allen Krisen „ihre große Leistungskraft bewiesen und zugleich das kommunale Tagesgeschäft bewältigt habe.

Aber: „Auch unsere kommunale Leistungs- und Leidensfähigkeit ist begrenzt“, vor allem angesichts bürokratischer Zielkonflikte. Als Beispiele führte er an: „Das hohe Lied des Datenschutzes, aber zugleich gegenläufig ein ‚Landesinformationsfreiheitsgesetz‘. Wir sollen Fläche sparen, aber Wohnraum schaffen“.

Und er stellte die Frage: „Wie lange können wir uns so viel Bürokratismus noch leisten, gefährden die ungelösten Zielkonflikte nicht unsere  Demokratie, weil wir sie der Bürokratie übertragen haben?“ Einen weiteren Schwerpunkt widmete er dem demografischen Wandel und den Herausforderungen einer „alternden Gemeinde“ bei gleichzeitiger Notwendigkeit, attraktiv für Familien zu sein.

Die Grußworte der ungarischen Partnergemeinde Kiskunmajsa verlas Bad Schönborns Hauptamtsleiterin Eileen Gatzke. Für die französische Partnergemeinde Niederbronn-les-Bains wünschte deren Bürgermeisterin Anne Guillier: „Immer im Geiste des Vertrauens und der Solidarität voranschreiten. Im Dialog gemeinsam zu einer friedlicheren Gesellschaft beitragen.“

Impressionen vom Neujahrsempfang 2023

Als Gastredner betonte Mario Schmidt, Umweltwissenschaftler und Professor für ökologische Unternehmensführung an der Hochschule Pforzheim: „Wir leben in einer Komfortzone und 2022 hat uns hier ein wenig rausgedrängt“. Und „wir brauchen Energie und Rohstoffe für unseren Wohlstand“. Das Klima sei gefährdet, aber „auch unser Komfort ist gefährdet, weil wir zu bequem sind“. Sein Plädoyer ziele nicht darauf, den Komfort aufzugeben, sondern vielmehr die Bequemlichkeit. Es gelte: „Endlich handeln und nicht zögern und lange rumdiskutieren“.

Impressionen vom Neujahrsempfang 2023

Zum Abschluss des Empfangs würdigte Bürgermeister Huge besonderes Engagement im Ehrenamt sowie herausragende Leistungen unter anderem im Sport sowie in der Musik mit Auszeichnungen der Gemeinde.

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Redakteur / Urheber
Mit freundlicher Genehmigung von
BNN, Petra Steinmann-Plücker (psp)