Etwas versteckt im Ortsteil Langenbrücken liegt die Posidonienschiefergrube – ein Ort, der für Bad Schönborn in vieler Hinsicht bedeutsam ist.
Vor etwa 150 Millionen Jahren, im Zeitalter des Jura, überflutete ein flaches Meer die „Langenbrückener Senke“, die niedrigste Stelle zwischen Schwarzwald und Odenwald. Pflanzen und Tiere, die abgestorben auf den schlammigen Meeresboden sanken, sind in dem daraus entstandenen Ölschiefer als Versteinerungen erhalten. Den Namen „Posidonienschiefer“ erhielt das Gestein von den zahlreichen Abdrücken einer kleinen Muschel.
Langenbrückener Senke - eine geologische Besonderheit
Der Ölschiefer aus der Jurazeit tritt im gesamten Raum nördlich der Schwäbischen Alb nur in der Langenbrückener Senke zutage. Jürgen Alberti, der sich schon seit seiner aktiven Zeit als Lehrer für die Geschichte und den Erhalt der Schiefergrube einsetzt, hat erreicht, dass über die Gemeinde die Posidonienschiefergrube als Nationales Geotop eingestuft wurde.
Donnerkeile - Gewitter bringen Fossilien zum Vorschein
Der Langenbrückener Ölschiefer wurde im 19. Jahrhundert wirtschaftlich genutzt und zur Zementherstellung abgebaut. Dazu wurde sogar ein Tunnel gebohrt, um die Loren zum Bahnhof zu transportieren. Heute ist nur ein Teil des ehemaligen Steinbruchs erhalten und zugänglich. Insbesondere die Schieferwand im nördlichen Bereich des alten Steinbruchs zeigt dem geologisch Interessierten die Gesteinsstrukturen des Schwarzen Juras. Mit etwas Glück findet man nach einem heftigen Gewitterregen an der Schieferwand frisch ausgeschwemmte „Donnerkeile“ mit fossilen Resten von Tintenfischen oder Abdrücken von Muscheln. Das Bild unten zeigt einen Abdruck der Posidonia-Muschel, die dem Posidonienschiefer einen Namen gab (Fotos auf dieser Seite: Jürgen Alberti).
Ölschiefer - Glücksfall für Bad Schönborn
Das Meer aus der ersten Blütezeit der Dinosaurier war für Bad Schönborn noch in anderer Hinsicht ein Glücksfall. Der Ölschiefer ist durch die organischen Ablagerungen reich an Schwefelwasserstoff – die Grundlage für die Schwefelquellen, die im 18. Jahrhundert dem Ort Langenbrücken den Aufstieg als Bade- und Kurort bescherte.
Mineralischer Wein, Schokolade & Schiefe(r) Musik
Der lokale Weinbau profitiert ebenfalls von der geologischen Besonderheit und produziert auf dem Posidonienschiefer einmalig mineralische Weine, z.B. der Riesling „Lias Epsilon“ vom Weingut Bosch. Kulinarisch aufgegriffen hat auch die Konditorei Gross in Langenbrücken das Thema und bietet Schieferschokolade aus eigener Herstellung. Für den Musikverein dient die Grube als Open-Air-Konzertsaal für „Schiefe(r) Musik“.
Nationales Geotop Posidonienschiefergrube
76669 Bad Schönborn