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Bürgermeister Blog


Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

es klappt noch nicht so ganz, dass ich etwas langsamer mache, um auf meine Gesundheit zu achten. Die Ruhe, um mit Bedacht ein Vorwort zu verfassen, gab es am Anfang der Woche nicht.

Im Rückblick auf die Themen der letzten Tage steht für mich der Volkstrauertag an erster Stelle. Ich bin sehr sicher, dass es das bundesweit ganz selten gibt: Das gemeinsame Gedenken am Volkstrauertag mit Freunden aus europäischen Partnergemeinden. Unsere Verbundenheit mit Niederbronn-les-Bains baut auf einem gemeinsamen Verständnis für die Bedeutung eines friedlichen Miteinanders zwischen Deutschland und Frankreich. Unsere Verbundenheit mit Niederbronn-les-Bains baut auf Gemeinsamkeit in den Folgerungen, die wir daraus ziehen: Frieden und Verständigung durch Begegnung, durch Austausch, durch Freundschaft. Freundschaft über den Gräbern unserer Großväter und Urgroßväter, die sich noch in Waffen gegenüberstanden.

Trauerkranz der Gemeinde Bad Schönborn mit weißen und lilafarbenen Blumen für Niederbronn-les-Bains zum Volkstrauertag. Hintergrund: Friedhof mit Baum und Grabsteinen.

Auch nach den 104 Jahren, die es den Volkstrauertag jetzt gibt, darf es keine Routine sein, dass wir den Opfern von Krieg und Gewalt gedenken. 2022 fand das Gedenken im Eindruck des russischen Angriffs auf die Ukraine statt. Und während dieser Krieg – 1.000 km nur entfernt - noch immer anhält, während die Besetzung der Ukraine, das Sterben an der Front und Luftangriffe auf Städte und Dörfer in der Ukraine trauriger Alltag geworden sind, müssen wir am 7. Oktober den brutalen Angriff durch die Terrorgruppe der Hamas auf Israel mit erleben. Die Partnerregion des Landkreis Karlsruhe Sha'ar HaNegev grenzt direkt an das Palästinensergebiet. Auch dort gab es viele Opfer. Eines der ersten war ein Bürgermeisterkollege von mir: Ofir Libstein, der für die Verständigung zwischen Israel und Palästina gearbeitet hat, der Projekte wie ein gemeinsames Gewerbegebiet vorangebracht hat. Einer, der die Politik der Regierung Netanjahu schart kritisiert hat. Einer, der auch in Bad Schönborn zu Besuch war – Völkerverständigung war sein Anliegen. Über 100 der rund 10.000 Einwohnerinnen und Einwohner von Sha’ar HaNegev wurden am 7. Oktober ermordet, über 40 verletzt und 20 entführt. Familien wurden ausgelöscht, Häuser, Autos und Farmen niedergebrannt oder irreparabel zerstört.

Mir war es ein Anliegen, die über 700 Opfer in Israel in unser Gedenken am Volkstrauertag aufzunehmen.

Die Antwort, die Israel nach diesem brutalen Angriff wählt, ist wenig überraschend. Jetzt sind es die Menschen im Gazastreifen, die Opfer eines Krieges sind. Und auch die palästinensischen Opfer möchte ich in unser Gedenken aufgenommen wissen.

Wir sehen am 7. Oktober das Ergebnis von ideologisch-religiöser Verblendung auf beiden Seiten. Wir sehen Machtversessenheit und - mal wieder - übersteigerten Nationalismus – auf beiden Seiten. Wir sehen einen Gipfel menschenverachtender Politik auf beiden Seiten:

Eine Politik kleiner Gruppen, die nicht Verständigung, Frieden und ein gutes Miteinander als Ziel haben, sondern Vernichtung.

Opfer dieses Irrwegs sind die Menschen in Israel und im Gazastreifen.

Mir ist es wichtig, dass wir den Volkstrauertag auch in Zukunft begehen. Im Alltag hören wir zu selten die Mahnung der Opfer von Krieg und Gewalt: Sucht die Verständigung, sucht die Freundschaft, sucht das gute Miteinander.

Deshalb war es sehr erfreulich zu sehen, dass auf dem großen Kriegsopferfriedhof in Niederbronn Konfirmanden aus Bad Schönborn und Niederbronn-les-Bains gemeinsam die Gedenkstunde des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge mitgestaltet haben. Herzlichen Dank an alle, die das vorbereitet haben. Gedenken an die Kriegsopfer muss ein Thema für alle Generationen sein, weil es uns Hinweise gibt, wie wir unser Zusammenleben gestalten sollen.

Ich wünsche Ihnen eine friedvolle Woche und grüße herzlich aus dem Rathaus

Ihr
Klaus Detlev Huge
Bürgermeister

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Redakteur / Urheber
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Klaus Detlev Huge