Bürgermeister-Blog


Liebe Bad Schönbornerinnen und Bad Schönborner,
 
Europa war das Oberthema im Neujahrsempfang. Mit Daniel Caspary, Mitglied des Europaparlaments und aus Weingarten stammend, konnte ich einen versierten Fachmann aus der Region als Gastreferent gewinnen. Er hat sich deutlich für ein gemeinsames starkes Europa ausgesprochen, für eine handlungsfähige EU, die für uns alle, für Deutschland, für die Welt von größter Bedeutung ist.

Mein Schwerpunktthema war der demografische Wandel, weil ich meine politische Linie für Bad Schönborn klar stellen wollte. Aber unter dem Stichwort „Demografischer Wandel“ war der Blick nicht auf die Herausforderung gerichtet, wie sich eine Gemeinde auf die steigende Zahl älterer Menschen in ihrer Mitte vorbereiten kann. Das ist eine Aufgabe, die Gemeinderat und Verwaltung auf die Tagesordnung genommen haben:
Barrierefreiheit, wo immer wir baulich tätig sind,
aktivierende Angebote, Kooperationen zum großen Thema Demenz
und das, was wir im Kurpark gerade umsetzen: Kommunalpolitik für Ältere: Das machen wir.Aber was ich als viel zu wenig beachtetes Thema im demografischen Wandel sehe, dass ist der kommende massive Arbeitskräfte- und Fachkräftemangel.
Wir haben heute schon einen Fachkräftemangel, weil im Wohlstands-Deutschland in den letzten Jahrzehnten zu wenige Kinder geboren wurden. Und dann beginnt in zehn Jahren die Verrentung der geburtenstarken Jahrgänge der 60er Jahre: 2030 werden dem Arbeitsmarkt rund 3,5 Millionen Menschen weniger zur Verfügung stehen als heute. 2050 fehlen dann knapp acht Millionen Erwerbsfähige, die für das wirtschaftliche Wohl des Landes sorgen können. Jeder fünfte Arbeitsplatz droht unbesetzt zu sein. Umgekehrt dürfte sich die Zahl der Pflegebedürftigen verdoppeln.
Deutschland ist auf diesem demografischen Entwicklungspfad so weit fortgeschritten, dass es kein Zurück mehr gibt. Es geht, ähnlich wie beim Klimawandel, nur noch um Schadensbegrenzung und Anpassung.
Bad Schönborn in dieser sehr kritischen Entwicklung so aufzustellen, dass die Risiken und Probleme hier so schnell nicht auftreten, das halte ich für eine vordringliche politische Aufgabe.
Die Analyse der stark schrumpfenden Erwerbsbevölkerung bedeutet für die Kommunalpolitik mindestens zwei Herausforderungen für ein erfolgreiches Gegensteuern:
Wir müssen noch viel mehr familienfreundlich werden, als wir es heute sind:Kinderbetreuung, Spielplätze, Schulen, Verkehrssicherheit, Freizeit, Jugendinteressen, Sozialarbeit, Ganztagesangebote. Kinder- und Familienfreundlichkeit.
Das ist für mich ein Kernauftrag an Verwaltung und Gemeinderat – aber auch an die ganze Ortsgemeinschaft: Wir müssen Familienfreundlichkeit leben!
Unser Bad Schönborner Profil muss sein: Hier lässt es sich gut wohnen, gut leben und mit Kindern aufwachsen!
 
Wir müssen auf dem Pfad des dynamischen Ortswachstums bleiben. Mehr als 1000 Menschen sind in den letzten fünf Jahren zugezogen. Und das ist überhaupt nicht ungewöhnlich in der Bad Schönborner Geschichte: Der Mittelwert aus 25 Jahren Zuzug und Wegzug liegt bei einem Plus von 219 Menschen jährlich!Dynamik ist da – und Dynamik, so denke ich, ist auch die Antwort auf die demografischen Szenarien, die ich angesprochen habe.
Wir haben hier beste Chancen, noch auf Jahre hin zu den Gewinnern der eigentlich negativen Bevölkerungstrends zu gehören. Unsere idyllische Lage am Kraichgaurand und zugleich mitten drin in einer Boomregion wie dem Rheintal mit toller verkehrlicher Anbindung: Das hat das Wachstum ebenso begründet, wie die vorausschauende Politik der letzten fünf Jahrzehnte:
Dieses Wachstum ist ein Zeichen, dass wir unsere Standortvorteile unten guten Rahmenbedingungen bisher nutzen konnten: Aber wenn der Kuchen kleiner wird – und das bedeutet die klare Analyse der schrumpfenden Bevölkerung und der sinkenden Zahl der Erwerbstätigen – dann steigt der Konkurrenzdruck: Es wird in Deutschland Regionen geben, die im demografischen Wandel verlieren. Orte, Gemeinden, Regionen, wo es weder Arbeitskräfte, noch Arbeit gibt –wo der Wohlstand und die Gleichheit der Lebensbedingungen in Deutschland bedroht sind.
 
Unser Bestreben muss es sein, dass wir Zuzugsort bleiben: Dafür müssen wir Wohnbau- und  Gewerbeflächen vorbereiten.
Ich bin daher sehr froh, dass die Fraktionen auch das Potential eines „Projektes Langenbrücken West“ erkannt haben, welches aus meiner Sicht die entscheidende Chance bietet, damit wir uns langfristig erfolgreich im Sturm der demografischen Veränderungen behaupten: Dort können wir für Jahre hin ausreichende Flächen Wohnen und Arbeiten zusammenstellen.
 
Ich freue mich auch in diesem neuen 2017 mit Ihnen gemeinsam für die Entwicklung der nachhaltig lebenswerten, familienfreundlichen Gesundheitsgemeinde Bad Schönborn zu arbeiten.
 
Ich wünsche Ihnen gutes Gelingen für alle Ihre Vorhaben in den kommenden Wochen.
 
Ihr

Klaus Detlev Huge
Bürgermeister