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In der Mitte angekommen


»In unseren Studien machen wir die Erfahrung, Demenz nicht zu benennen. Hier aber sehen wir: Das Thema ist in der Mitte angekommen!«, sagte Dr. Bettina Barisch-Fritz vom Institut für Sport und Sportwissenschaft am KIT und meint damit die sehr gut besuchte Veranstaltung zum Thema »Demenz« im Edith-Stein-Haus in Mingolsheim.

Eingeladen hatte das »Forum Bildungswerk« der Kirchengemeinde St. Lambertus in Bad Schönborn.

Der Redner des Abends, Prof. Dr. Wolfgang Rössy, seit 1996 Chefarzt der Klinik für Neurologische Rehabilitation an den Sankt-Rochus-Kliniken in Bad Schönborn, führte die Zuhörerinnen und Zuhörer in das Krankheitsbild »Demenz« ein. In eindrucksvoller Weise erklärte er die Formen der Demenz mit dem Schwerpunkt der Alzheimer-Erkrankung und zeigte die Phasen des Verlaufs. Prof. Rössy legte in seinem Vortrag besonderen Schwerpunkt auf die Darstellung der Therapiemöglichkeiten. Dabei gab er einen spannenden Einblick in die aktuelle Forschung. Er erläuterte den Entwicklungsprozess eines Medikaments und die Kosten, die ein neues Präparat verursacht sowie die Therapieeffekte, die man sich von ihm erhofft.

Refrent Prof. Rössy

Referent: Prof. Dr. Wolfgang Rössy

In der anschließenden Gesprächsrunde nutzten viele Teilnehmer und Teilnehmerinnen die Möglichkeit zu vertiefenden Fragen: nach der Prävention, nach einer geeigneten Ernährung oder nach dem Einfluss von Tinnitus auf das Krankheitsrisiko.

Und es gab die Gelegenheit, eine kleine Ausstellung von Bildern von Carolus Horn (1921-1992), der an Demenz erkrankt war, zu sehen. Bis kurz vor seinem Tod arbeitete Horn an seinen Werken. Seine Kunstproduktion gewann während dieser Zeit sogar neue Ausdruckskraft. Die beginnende Krankheit zeigte sich bei Horn durch den Verlust der Dreidimensionalität. Später wurden seine Bilder naiver, ornamentaler, dabei zugleich aber farbenfroher. Exemplarisch steht die Art der Wolkendarstellungen: Anfangs waren sie noch sehr detailliert und realistisch, am Ende seines Lebens glichen sie „Spiegeleiern“. Es ist sehr erhellend, aber auch traurig zu sehen, wie in seinen Gemälden der Verlauf der Krankheit sichtbar wird.

Und es gab noch für die Besucherinnen und Besucher die Gelegenheit in einem »Demenz-Parcours«, der vom KIT bereitgestellt wurde, ganz praktisch zu erfahren, wie ein Demenzkranker sich fühlt, wenn er eine einfache Aufgabe nicht meistern kann: z.B. das Decken des Frühstückstisches oder das Zuknöpfen der Bluse. Beim Ausprobieren an den Stationen erfährt man Grenzen, erlebt das eigene Unvermögen und fühlt nur noch Wut und Verzweiflung, weil sogar einfache Alltagsroutinen nicht mehr gelingen wollen. »Jetzt habe ich eine leise Ahnung, wie sich ein Kranker fühlt, und ich kann es ein wenig besser verstehen«, sagte eine Besucherin. Eine gelungene Veranstaltung, die Theorie und Praxis verbinden konnte und dennoch nicht alle Fragen beantwortete: Viele Besucherinnen und Besucher fragten nach einer Weiterführung, in der z. B. die Rolle der pflegenden Angehörigen zum Thema werden sollte.

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Redakteur / Urheber
Forum Bildungswerk