Über Bad Schönborn 2040 nachdenken
Die Gemeinde Bad Schönborn hat im Rahmen des Gemeindeentwicklungskonzepts | Bad Schönborn 2040 am 24. Oktober 2024 zu einer Einwohnerversammlung in die Ohrenberghalle eingeladen. Vorgestellt wurden die Ergebnisse der repräsentativen Bürgerbefragung, die im April 2024 stattfand. Im Anschluss bestand für die Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit, sich anhand von Fokusthemen mit eigenen Ideen, Anregungen und Wünschen in den Entwicklungsprozess einzubringen. Im Austausch mit Bürgermeister Huge, Mitgliedern des Gemeinderats, der Verwaltung und dem Planungsbüro Reschl Stadtentwicklung aus Stuttgart entstanden so anregende Gespräche sowie gut gefüllte Beteiligungsplakate.
Großes Interesse
Die anwesenden Besucherinnen und Besucher nutzten das Angebot rege. Etwa 50 Interessierte kamen in die Ohrenberghalle. Etwa 100 Ideen aus der Bürgerschaft für die künftige Gemeindeentwicklung konnten gesammelt werden. Im Online-Angebot unter
bad-schoenborn.gemeinde-entwickeln.de könnenbis Mitte November weitere Ideen und Hinweise zur Gemeindeentwicklung eingetragen werden.
Fokusthema Wohnen
Beim Thema Wohnen beschäftigten sich die Teilnehmenden u. a. damit, wie das Wohnraumangebot nachhaltig ausgebaut werden kann, welche Akteure, Wohntypen und Zielgruppen bedient werden sollen und in welchem Umfang und an welchen Stellen Innenentwicklung denkbar ist.
Dabei wurde deutlich, wie wichtig den Bürgerinnen und Bürgern bezahlbarer Wohnraum ist. Besonders wurde sich dieser einerseits für junge Menschen, Berufsanfänger und Auszubildende gewünscht, aber auch für Beschäftigte in sozialen Berufen. Andererseits wurden Singles und Alleinstehende jeden Alters, sowie explizit Seniorinnen und Senioren als Zielgruppe genannt. Es gingen auch Ideen zu alternativen Wohnkonzepten, wie bspw. genossenschaftliche Wohnprojekte, oder Mehrgenerationenwohnen, ein. Weitere Vorschläge waren die Vermeidung und Verminderung von Leerstand und die Anpassung bestehender Bebauungspläne zur Nachverdichtung von Wohngebieten. Auch einzelne kritische Stimmen zur Entwicklung von Langenbrücken West wurden dokumentiert. Insgesamt spricht sich die Bürgerschaft für eine weitere Ausdifferenzierung des Wohnraumangebots in Bad Schönborn aus.
Fokusthema Mobilität und Digitalisierung
Für eine zukunftsfähige Mobilität in Bad Schönborn standen folgende Fragen im Mittelpunkt: Wie kann die Digitalisierung der Gemeinde weiter vorangetrieben werden? Wie und wo können attraktive Fuß- und Radverbindungen geschaffen werden? Welche Rolle spielen ÖPNV und weitere alternative Mobilitätsformen?
Die meisten Ideen sammelten die Teilnehmenden zum Thema ÖPNV und zu alternativen Mobilitätsformen. Dabei wurde auf den Ausbau durch zusätzliche Haltestellen am Südring und Bahnhof, sowie durch Taktverdichtung vor allem in den Abendstunden hingewiesen. Weitere Car-Sharing Angebote und barrierefreie Wege sind ebenso gewünscht. Um alternative Mobilitätsformen attraktiver zu machen, wurde über die Wirkung möglicher Zuschüsse der Gemeinde sowie die Bereitstellung von zusätzlichen Parkplätzen am Bahnhof diskutiert.
In diesem Zuge war die Verbesserung des subjektiven Sicherheitsempfindens ein wichtiges Anliegen. Als Orte wurden der Bahnhof, die Radwege im Allgemeinen sowie im speziellen der Radweg über die Bahnbrücke Langenbrücken genannt.
Im Bereich Digitalisierung wünschen sich die Teilnehmenden die Funktionsfähigkeit der Internetverbindungen sowie den fortschreitenden Glasfaserausbau. Offen sind die Einwohnerinnen und Einwohner Bad Schönborns auch für die Einsetzung von KI z.B. zur Verkehrssteuerung oder die Ansiedlung von Start-Ups.
Fokusthema Soziales und Gesundheit
Ein großes Thema der Teilnehmenden stellte die Weiterentwicklung des Kultur- und Freizeitangebotes dar. Hier benötige es eine Begegnungsstätte für junge und ältere Menschen, die Organisation von Bürgerprojekten sowie den Ausbau des Büchereiangebots. Oft erwähnt wurden auch die Vereine, die mehr miteinander vernetzt und ihr Angebot erweitern könnten. Die Gemeinde soll sie dabei weiter unterstützen und das Ehrenamt fördern.
Im Bereich der medizinischen Versorgung wünschen sich die Bürger und Bürgerinnen eine Absicherung des bestehenden guten Angebots. Darüber hinaus wurde eine Ausweitung der Angebote z. B. bei Fachärzten und psychiatrischen Hilfsangeboten diskutiert.
Herzensthemen
An der Station „Herzensthemen“ konnten die Teilnehmenden noch einmal Themen nennen, die ihnen besonders wichtig sind und noch keinen Platz gefunden haben. Dabei wurden u. a. Gemeinderäume zur individuellen Nutzung, eine alternative Nutzung in den Bahnhofsgebäuden, die Sanierung des Sigel-Kurparks, sowie Gleichberechtigung der Ortsteile gefordert.
Jugendbeteiligung
Die Station Jugendbeteiligung stellte die Fragen: Wie soll sich Bad Schönborn weiterentwickeln? Was ist wichtig und was sollte verändert werden? Wie sind die Angebote für Jugendliche und was fehlt?
Bei der gut angenommenen Jugendbeteiligung stellten die Teilnehmenden vor allem das Thema Treffpunkte für Jugendliche in den Vordergrund. Hier wurden konkrete Vorschläge wie ein Café, ein größerer Skatepark, sowie ein größeres Jugendzentrum mit mehr Räumlichkeiten in der Mitte beider Ortsteile gemacht. Weiterhin wurde sich eine stärkere Einbeziehung der Jugend gewünscht durch z. B. eine Jugendvollversammlung. Wichtig war den Jugendlichen auch die Schaltung von Minijobanzeigen im Ortsblatt, Wohnraum für Auszubildende und der Ausbau von Busverbindungen am Abend.
Ortskernsanierung Mingolsheim
An der Station Ortskernsanierung Mingolsheim wurden die Schwächen und Stärken der Ortsmitte gesammelt und konkrete Maßnahmen erarbeitet, die für die Gestaltung einer Ortsmitte wichtig sind.
Unter den Stärken wurden der Marktplatz, der Bach und die Friedrichsstraße genannt, die darüber hinaus noch Potential für weitere Maßnahmen haben. Als Schwäche wurde vor allem der Straßenraum angesehen. So wurden hier Lärm, die Verkehrssicherheit, zu geringe Straßenbeleuchtung, sowie das Fehlen von Barrierefreiheit, fußläufigen Verbindungen und Begrünung bemängelt. Weiterhin könnte die Aufenthaltsqualität der Ortsmitte durch kleinere Maßnahmen, wie das Aufstellen von Müllereimern und das Entfernen bzw. eine Umpositionierung der Glascontainer kurzfristig verbessert werden.
Wie geht es weiter?
Im weiteren Verlauf werden die Ergebnisse aus Analyse, Bürgerbefragung, Klausurtagung des Gemeinderates und Bürgerbeteiligung durch das Büro Reschl Stadtentwicklung zu einem Konzeptentwurf zusammengestellt und verwaltungsintern abgestimmt. Im Gemeinderatwird der Entwurf dann diskutiert und priorisiert. Die überarbeitete Fassung wird voraussichtlich im Laufe des nächsten Jahres durch den Gemeinderat in öffentlicher Sitzung beschlossen.
Ziel des Prozesses ist ein Antrag zur Aufnahme in das Landessanierungsprogramm des Landes Baden-Württemberg im November 2025.
Mit Abschluss des Gemeindeentwicklungskonzeptes endet der Prozess allerdings nicht, sondern startet mit der Umsetzung der Projekte.