Neuigkeiten

Schloss Kislau - glänzende und dunkle Geschichte(n)

Das Gästejournal der Tourist Information berichtet über die neuen Info-Tafeln

Wer mit der Bahn von Heidelberg nach Bad Schönborn fährt, kommt ganz nahe an Schloss Kislau vorbei. Vor den Toren von Mingolsheim war Kislau einst mittelalterliche Festung und später barocke Sommerresidenz der Fürstbischöfe von Speyer, die auch das Schloss Bruchsal erbaut haben. Heute ist Kislau die Landwirtschaftliche Außenstelle der Justizvollzugsanstalt Bruchsal mit Hofladen.

Schloss Kislau Vorderansicht

Barockes Kleinod

Kislau hat 800 Jahre lange die Region als Schloss und Amtssitz geprägt. In den vergangenen 200 Jahre ist die Anlage allerdings ins Abseits gerückt. Straßen und Schienen trennen die ehemalige Keimzelle der Orte Mingolsheim, Langenbrücken und Kronau heute optisch von den Orten. Die Nutzung der Anlage als Gefängnis, Arbeitshaus, Besserungsanstalt, Konzentrationslager und Justizvollzugsanstalt seit Anfang des 19. Jahrhunderts haben das barocke Kleinod zudem „hinter Schloss und Riegel“ gebracht.

Die barocke Fassade kann über die Mauer bewundert werden. Das von Fürstbischof von Hutten erbaute noble Bischofsbad mit angrenzendem Schlafgemach bleibt Besuchern leider verschlossen und ist nur bei besonderen Führungen zu besichtigen.

Der Weg lohnt sich

Machen Sie sich dennoch mal auf den Weg zum Schloss Kislau – eine Annäherung ist möglich und durchaus erwünscht. Zudem können Sie im Hofladen einkaufen.

An der schönen Baumallee informieren sechs neue Infotafeln über die wechselhafte Geschichte des Schlosses Kislau – das glänzende wie auch dunkle Zeiten erlebt hat. „Die Beschilderung erinnert an die prägende Kraft, die von dem alten Rittersitz und Amtssitz ausgeht“, sagt Historiker und Journalist Dr. Klaus Gaßner vom Bad Schönborner Arbeitskreis Heimatgeschichte. „In wirtschaftlicher, kultureller, religiöser, vor allem natürlich verwaltungspolitischer Hinsicht war Kislau zwischen Wiesloch und Bruchsal ein machtvoller Ort.“

Der Arbeitskreis mit Dr. Herbert Göbel und Dr. Rudolf Schmich hat die Informationen zusammengestellt und mit der Mediengestalterin Monika Cappiello umgesetzt.

Info-Tafel zu Schloss Kislau

6 Infotafeln – 6 Themen

Die sechs Tafeln zu den Themen: Region, Wirtschaft, Europa, Religion, Macht und Nationalsozialismus beleuchten Aspekte der 1000-jährigen Geschichte und stellen die Ausstrahlung des Orts unter verschiedenen Gesichtspunkten dar.

Beispiel Europa: Schon die Ritter von Kislau waren als Ministerialen der deutschen Kaiser in Italien und Frankreich unterwegs. Der in Kislau geborene Frühhumanist Peter Luder wieder diente wiederum dem Dogen von Venedig und lehrte unter anderem an der Hochschule in Wien. Die barocke Ausstattung des Schlosses erwarb Bischof von Hutten von internationalen Händlern.

Fürstbischof Franz Christof von Hutten war es auch, der mit seinem Brunnenmeister Adam Schwartz einen Kurbetrieb in Langenbrücken initiierte, der ab 1766 Anwendungen mit dem Schwefelwasser aus den örtlichen Quellen anbot. Die damals neue Eisenbahn lockte Badegäste aus dem ganzen Umkreis nach Langenbrücken, sogar aus Frankfurt und Paris reiste man für Bade- und Trinkkuren nach Langenbrücken.

Der Fürstbischof ließ sich das Schwefelwasser gegen seine Zipperlein in Fässern direkt in sein Bad nach Kislau bringen. Eine weitere interessante Anmerkung zur wirtschaftlichen Bedeutung: Im 19. Jahrhundert wurden hier Korsagen für den Export nach Amerika hergestellt.

Lernort Kislau

Die Idee zum Parcours entstand bereits vor einigen Jahren. Die Initiative Lernort Kislau plante von Schülern erstellte Informationstafeln zu Häftlingsschicksalen aufzustellen. Ein allgemeiner Teil sollte die allgemeine Kislauer Geschichte abbilden. Nachdem dieser Beschilderung seinerzeit nicht zu Stande kam, entschloss sich die Gemeinde Bad Schönborn nun, den allgemeinen Teil umzusetzen. Die Aufstellung der Schilder wurde so vorgenommen,

dass sie zu einer Informationsbox über die Geschichte des Konzentrationslagers Kislau (1933-1939) leitet und auch einen späteren Bau des Lernorts geschickt ergänzt.

Eine kostenlose Broschüre über den Lernort Kislau, die einen Rundgang um das Schloss beschreibt und anschaulich über Kislau in der NS-Zeit informiert, liegt für Sie in der Tourist Information aus.

Schloss Kislau
Landwirtschaftliche Außenstelle der JVA Bruchsal

Kislauer Weg, Mingolsheim

Hofladen
Mo-Fr 13:00-17:00 Uhr
Sa 9:00-12:00 Uhr
Tel. 07253 95948430
Landwirtschaft-ki(at)vaw.bwl.de

Infos zur JVA-Außenstelle Kislau

Den Beitrag im Gästejournal lesen:

Titelbild Gaestejournal Mrz-Apr 2023

Zum Download-PDF

^
Redakteur / Urheber