Bürgermeister Blog


Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

ganz viel war wieder in unserer Gemeinde in den letzten Tagen los. Vom Jahreskonzert des Musikverein Mingolsheim bis zum Jahreskonzert des MGV Langenbrücken, von den St. Martin Umzügen in beiden Ortsteilen bis zum Weihnachtsbasar im Tierpark - toll, was unsere Vereine und Gruppen auf die Beine stellen – und toll, wie diese Angebote von Ihnen allen nachgefragt werden.

Ruhiger war es bei den Veranstaltungen zum Volkstrauertag 2022, dabei ist dieses Gedenken an die Kriegsopfer leider wieder hoch aktuell geworden. Der Volkstrauertag bedeutet das Erinnern an die Schrecken des Krieges – an die vielen Opfer – und das Erinnern an jeden Einzelnen und jede Einzelne.

4 bunte Trauerkränze anlässlich dem Volkstrauertag auf dem Friedhof.

Mir ist es ein Anliegen, dass wir dieses Gedenken mit Vertretern aus unserer französischen Partnergemeinde Niederbronn-les-Bains gestalten. Es ist eine gute Tradition geworden, das Gedenken an die Opfer der Kriege der Vergangenheit, in denen unsere Länder Gegner waren, gemeinsam abzuhalten. Und gemeinsam schlagen wir dabei die Brücke in die Gegenwart, denn dieses Gedenken ist kein Relikt aus der Vergangenheit. Wie nahe uns Krieg und Kriegsopfer heute wiedergekommen sind, zeigen die fast 150 Menschen, die vor Putins brutalem Angriffskrieg aus der Ukraine hierher nach Bad Schönborn geflohen sind. Unter uns leben seit einem halbem Jahr 150 Frauen und Kinder, deren Ehemänner und Väter an der Front stehen – die in echtem Kugelhagel stehen und deren Leben in Gefahr ist.

Wir dagegen leben in Deutschland 2022 nicht nur in einer Wohlstandsblase, sondern auch mit dem Glück von bald 80 Jahren Frieden. Wir leben mit dem Glück der Völkerverständigung, mit dem Glück der Aussöhnung – der Aussöhnung über die Gräber der Kriegsopfer hinweg zu unseren Nachbarn – nach Frankreich, nach Polen. Aber gerade deshalb brauchen wir- das ist meine Überzeugung - dieses „an die Opfer der Kriege denken“: Weil wir in unserer Wohlstandsblase, in dem Glück von über 70 Jahren Frieden in unserem Land sonst vergessen und verdrängen, dass unser Alltag hier mit unseren kleinen und großen Sorgen keine Selbstverständlichkeit ist.

Frieden ist keine Selbstverständlichkeit. Russlands Angriff aus nationalistischer Überheblichkeit zeigt auf, welche blutigen Irrwege wir in der Vergangenheit in Deutschland gegangen sind – und wie irrwitzig blutig diese Überheblichkeit in diesen Wochen und Monaten des Jahres 2022 erst recht ist. Dieser brutale Angriffskrieg hat manche satte Gewissheit erschüttert. Die Gewissheit vom billig verfügbaren, aber klimaschädlichen Gas, genauso wie die Selbstverständlichkeit von friedlicher Verständigung.

Man muss Frieden wollen, man muss für Frieden arbeiten, man muss Völkerverständigung suchen und Toleranz üben – aber auch Grenzen ziehen, denn Demokratie und Menschenrechte sind nicht verhandelbar. Auch das mahnen uns die Toten der Kriege der Vergangenheit und das sagt uns der Wille der Ukrainer, ihr Land zu verteidigen.

Lassen Sie uns gemeinsam gegen Abstumpfung und Ignoranz in unseren Debatten vorgehen – in Verantwortung für den Frieden bei uns, in Europa und der Welt – im Wissen darum, dass Krieg keine Sieger kennt, nur Opfer.

Frieden ist nicht selbstverständlich – und ohne Frieden ist alles nichts. Bleiben Sie empfindsam für die Schicksale der Menschen in der Ukraine in zerbombten Städten und verminten Landschaften.

Mein herzlicher Dank geht an alle, die sich in der Flüchtlingshilfe engagieren.

Mit freundlichen Grüßen

Ihr
Klaus Detlev Huge
Bürgermeister

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Redakteur / Urheber
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Klaus Detlev Huge